„Sündflut 1784“
Für seinen Krimi „Eisflut 1784“ wurde Autor Marco Hasenkopf 2022 mit dem „Goldenen Homer“ für historische Romane ausgezeichnet. Daran knüpft er jetzt mit „Sündflut 1784“ an. Handlungsort ist wieder Köln, und Hauptfigur ist wieder Henrik Venray, aufgeklärter niederländischer Protestant, Wasserbauingenieur und Polizei-Amtmann aus Düsseldorf.
Geschichte und Kriminalität – zwei Themenstränge, die Hasenkopf meisterlich, spannend und mit drastischen Details entwickelt. Da ist zum einen eine Mordserie in Köln. Verdächtigt wird Anna-Maria Scheidt. Eine Apothekerin aus Mülheim, damals noch eine eigenständige Stadt auf der anderen Rheinseite gegenüber von Köln. Wie sie sich kennengelernt haben, hat Hasenkopf in seiner „Eisflut“ geschildert.
Spannung vor historischem Hintergrund
Der Frau droht nach martialischer Folterung der Scheiterhaufen, sie wird der Hexerei verdächtigt – 129 Jahre, nachdem in Köln letztmals eine Frau als Hexe verbrannt wurde. Eine Verbrecherclique will so die Öffentlichkeit davon ablenken, dass sie sich durch Urkundenfälschung Wohnhäuser aneignet. Natürlich gelingt es Venray, dies aufzuklären und die Frau zu retten.
Neben diesem Handlungsstrang ergibt das soziale, wirtschaftliche und soziale Umfeld der Geschichte ein gründlich recherchiertes Sittenbild der damaligen Zeit. Da ist zum einen die französische Revolution, die sich mit Menschenrechten und wissenschaftlich begründetem Fortschrittsglauben ankündigt. Hierfür steht Venray, der sich zudem noch Zukunftsgedanken macht für eine aufgeklärte und wissenschaftlich abgesicherte Polizeiarbeit, wie sie heute üblich ist (oder sein sollte).
Hexenverbrennung als willkommene Ablenkung
Auf der anderen Seite die „einfachen“ Menschen, die zur Abwehr von Gefahren immer noch abergläubischen Ritualen wie dem Hexenglauben verfallen. Schließlich die Regierenden, die dies ausnutzen und zu ihrem Eigennutz an alten Verhaltensidealen und Standesunterschieden festhalten. Wie weit diese Klüngelei Parallelen zum heutigen Köln aufweist, mag jeder Leser selber beurteilen.
Nicht zu vergessen das damalige Bild der Frau – ein Bild, dem die selbstbewusste und kluge Anna-Marie überhaupt nicht entspricht. Ist es nur eine Spekulationen, von einem weiteren Krimi rund um Venray auszugehen? Immerhin hat er für die Rettung von Anna-Maria Scheidt die Aufklärung eines Diebstahls in die kurfürstliche Düsseldorfer Kornkammer liegen gelassen. Und schließlich: Finden er und die gerettete Frau endlich doch noch als Paar zusammen? Zu wünschen wäre es.
Marco Hasenkopf: „Sündflut 1784 – Historischer Kriminalroman“ – emons Verlag, Köln 2025,. Paperback, 285 Seiten, 16 Euro.